Marycones - Prioritaire

 

aus: www.musikansich.de, 2006

Marycones - Prioritaire

Französisch, Deutsch und einmal Spanisch präsentieren sich die Berliner Marycones dem Hörer. Musikalisch schlägt dabei vor allem das Französische zu Buche, in Form des Chansons und im häufigen Gebrauch des Akkordeons, das gelegentlich aber auch mal nach der Waterkant klingen kann.
Damit sind die Marycones aber noch lange nicht beschrieben. Ihre Basis liegt völlig neben den verwandten Sprachen weit außerhalb Europas - und ist im Reggae und Ska zu suchen. Der bekommt im Verlaufe des Albums durch das Hinzufügen diverser europäischer Zutaten ein sehr eigenständiges Gesicht.

Zu Beginn scheint man sich noch ziemlich traditionell bei dem Reggae zu befinden, wie ihn Chris Blackwell Mitte der 70er Jahre für Europa aufbereitet hat, d.h. zum Ärger von Reggae-Puristen mit deutlicher Betonung der rockenden Gitarren für europäische Rock-Hörer schmackhaft gemacht.
Spätestens mit dem Einsatz des Akkordeons bei "C'est cruel" greift die Erweiterung der Marycones aber Raum. Im Folgenden wird der Reggae zunehmend vom Ska abgelöst, es kommen weitere europäische Tendenzen, wie der Klezmer beim "Freylekh Tantz", hinzu.

Wer keinen höheren Rang bei der Szene-Polizei der Reggae-Puristen bekleidet, findet hier ein Album vor, das von vorne bis hinten Spaß macht. Etwas klemmt es, wenn in Deutsch gesungen wird. Wirklicher Witz und Inhalt fehlt den Texten, die auch gelegentlich etwas gezwungen auf der Melodie und dem Rhythmus liegen.

Von der Spielzeit müssen fünf Minuten Pause abgezogen werden, denn der "König Chaos" schweigt nach einem ersten Ende so lange, bevor er dann noch einmal kurz sein noch etwas lebendiger gewordenes Ska-Haupt erhebt.

Norbert von Fransecky

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